Geschichte



 

Am 11. Februar 1918, im letzten Jahr des 1. Weltkrieges, fanden sich Persönlichkeiten aus Industrie und Wirtschaft der Braunschweiger Region zusammen, um unter dem Namen "Braunschweiger Klub 1918" eine Wirtschaftsvereinigung zu gründen. Zweck des Klubs sollte es sein, den Mitgliedern - im Rahmen eines "zwanglosen Zusammenseins"- Raum und Gelegenheit "zum gegenseitigen Austausch, zur Erholung und zu geselligen Veranstaltungen zu bieten".

Gründungsmitglieder waren neben insgesamt 30 meist örtlichen Unternehmen auch 41 Fabrikanten und Bankdirektoren als "persönliche Mitglieder". Neben Industrieunternehmen wie z.B. der I.A. Schmalbach Blechwarenwerke AG Braunschweig, der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co. AG, der National-Aktien-Bierbrauerei (vormals Fr. Jürgens Akti-engesellschaft), der Bierbrauerei "Zum Feldschlößchen" und der Braunschweigische Kohlenbergwerke Aktiengesellschaft waren auch einige örtliche (Privat-)Banken Begründer des Klubs. Viele Fabrikbesitzer und –direktoren, auch Bankdirektoren, mit noch heute bekannten Namen gehörten persönlich dem Kreis der Gründungsmitglieder an, zuvorderst Heinrich Büssing, Friedrich Ritter von Voigtländer, die Kaufleute W. und Arnold Rimpau, die Herren Schmalbach, der Verlagsbuchhändler Westermann aber auch die "Bankherren" W. Löbbecke und G. Seeliger, um nur einige wenige zu nennen.

Erster Vorsitzender des "Braunschweiger Klub 1918" war Dr. Hermann Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter des 1690 gegründeten Textilien- und Kurzwarenhandelshauses Pfeiffer & Schmidt in Braunschweig; ab 1910 auch Vorsitzender der Handelskammer Braunschweig.

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Wesentliches Ziel war es zunächst, ein eigenes Klubhaus für die "zwanglosen Zusammenkünfte" zu kaufen oder zu errichten. Die Gründungsmitglieder haben dafür – im Kriegsjahr 1918 (!) - 262.000 RM gespendet. Man kam man jedoch zu der Überzeugung, dieses Projekt (vorerst) fallen zu lassen und eine bessere Zeit abzuwarten. Daraufhin wurde der weitaus überwiegende Teil der finanziellen Mittel in sog. Kriegsanleihen angelegt. Kriegsanleihen als eine Form von Staatsanleihen dienten dem Staat zur Finanzierung des Krieges; sie boten An-legern günstigere Konditionen als in Friedenszeiten. Die Kriegsanleihen sollten nach dem Sieg an die Käufer zurückgezahlt werden - es kam jedoch anders. Das mit den Anleihen erwirtschaftete Geld - und damit auch das wesentliche Kapital des Braunschweiger Klub 1918 - ging durch die Niederlage verloren.

Ungeachtet dessen hatte der "Braunschweiger Klub 1918" zunächst von der Handelskammer den sog. "Vereinssaal" im Gewandhaus angemietet. Der Klubraum wurde mit eigenen Möbeln ausgestattet. Zur Betreuung der Mitglieder wurde ein Klubdiener und eine Wirtschafterin eingestellt. Die Klubräume waren täglich geöffnet. Der Klub besaß eine Schankerlaubnis und konnte die Mitglieder mit eigenen Weinen, Spirituosen, Kaffee und dergleichen versorgen.

Weitere Räume im Gewandhaus konnten später angemietet werden. Es wurde ein Durchbruch geschaffen, so dass man nunmehr über ein kleines Sitzungszimmer, einen großen Leseraum und den eigentlichen "Vereinssaal", einen großen Aufenthaltsraum, verfügte. Dort fanden Konzertabende, Vorträge, Kabarettabende und auch Faschingsveranstaltungen statt.

Wöchentlich, jeden Dienstag, wurden Klubabende durchgeführt. Einmal im Monat wurden dazu auch Gäste aus anderen (Berufs-)Kreisen zum gemeinsamen Austausch und gegenseitigen Kennenlernen (zum "Netzwerken") eingeladen.

1938 wurde der große Vereinssaal umgebaut und modernisiert. Auch während des 2. Weltkrieges konnten die – jetzt nur noch monatlichen - Klubabende durchgeführt werden; vereinzelt fanden auch Vorträge und kleinere Essen statt. Auch das 25-jährige Bestehen im Jahr 1943 konnte - trotz der Kriegszeiten – im festlichen Rahmen begangen werden.

Der verheerende Bombenangriff auf Braunschweig am 15.10.1944 zerstörte auch das Gewandhaus, und alle Unterlagen, die Bilder der Mitglieder, alle Akten, Protokolle, Möbel und Teppiche wurden zerstört. Nur der Weinkeller hatte dem Bombenangriff standgehalten. Bis zum Ende des Krieges konnten vereinzelt noch Veranstaltungen des Klubs in den Räumen der Commerzbank in Braunschweig durchgeführt werden, der Klub versuchte, bis April 1945 zumindest die inzwischen traditionellen Klubabende am Dienstagabend durchzuführen.

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Mit Kriegsende erstarb zunächst das Vereinsleben, da eine Genehmigung zu einer Fortsetzung bzw. Wiedereröffnung von der Militärregierung nicht zu erlangen war. Erst im März 1950 konnte die Tradition der regelmäßigen Zusammenkünfte und Klubabende am Dienstag wieder aufgenommen werden.

Nach dem Wiederaufbau des Gewandhauses konnte der "Braunschweiger Klub 1918" Ende Oktober 1951 wieder seine alten Räume beziehen. Die Mitglieder spendeten insgesamt 15.000 DM, die von der Industrie- und Handelskammer Braunschweig für den Wiederaufbau verwendet und im Gegenzug als Mietvorauszahlung für zehn Jahre angerechnet wurden.

Das Klubleben wurde in dieser "Wirtschaftswunderzeit" neu belebt, erneut konnten in den "eigenen" Räumen die Klubabende, Konzerte, Vorträge, aber auch Theateraufführungen stattfinden. 1958 konnte mit einem - dem damaligen Zeitgeist entsprechenden - "Herrenessen" das 40-jährige Jubiläum des Vereins gefeiert werden.

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Im Mai 1974 wurde der Klub umbenannt, er erhielt seinen heutigen Namen "Industrieklub Braunschweig von 1918 e.V.".

Heute ist der Industrieklub Braunschweig noch immer im Gewandhaus im Haus der IHK Braunschweig, in der Brabandtstraße 11,"zu Hause". Er hat zwischenzeitlich den Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft begleitet.

Mit dem wirtschaftlichen Umfeld hat sich in den vergangenen Jahren auch der Industrieklub gewandelt und sich für Vertreter aus industrienahen Branchen und für Freiberufler geöffnet und zwischenzeitlich auch deutlich verjüngt. Der Austausch unter den Mitgliedern ist rege; man trifft sich monatlich, in der Regel bei einem örtlichen Unternehmen (häufig Mitglied), das sich und den eigenen Betrieb vorstellt. Noch immer ist der Zweck des Klubs, seinen Mitgliedern Raum und Gelegenheit zu gegenseitigem Austausch zu geben. Das "Netzwerken" ist ein wichtiger Bestandteil des Klublebens, wobei auch gesellschaftliche Veranstaltungen einen breiten Raum einnehmen.

Der Verein wird – ehrenamtlich – vom Vorstand geführt. Während frühere Vorsitzende zumeist viele Jahre im Amt blieben, wechselt der Vorsitz seit Anfang der 2000er Jahre traditionell in einem Rhythmus von zwei Jahren.

Im Jahr 2018 konnte der Industrieklub Braunschweig das 100-jährige Bestehen feiern. Die Braunschweiger Zeitung titelte: "Eine Institution wird 100 Jahre alt", und "Klein und exklusiv und nun schon 100 Jahre alt". Das Jubiläum wurde zum Anlass genommen, mit finanziellen Mitteln und Spenden (nur) der Mitglieder des Industrieklubs den Neujahrsempfang 2018 der Industrie- und Handelskammer Braunschweig auszurichten.